Aktionstag "Chronisch entzündliche Darmerkrankungen" 2025
“CED: Schnittstelle Darm – medikamentös behandeln oder doch eher operieren?” ist das Motto des Aktionstages der Gastro-Liga am 19. Mai
Themenschwerpunkt
Aktuelle medikamentöse Therapien bei CED
Chirurgische Interventionen bei CED
Welche Behandlung bei welcher Krankheitsmanifestation?

Information und Austausch: Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind durch eine anhaltende Entzündung im Darm bzw. im Verdauungstrakt geprägt, die unbehandelt zu einer Schädigung des Darms führen kann. In Deutschland sind etwa 600.000 Menschen von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa betroffen, den häufigsten Formen von CED. Ursächlich heilbar sind CED nicht, sie können jedoch heute gut behandelt werden.
Aufklärung und Information dazu, welche Behandlungsformen es gibt und wann sie zum Einsatz kommen, bietet der Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ 2025 der Gastro-Liga am 19. Mai anlässlich des „World Inflammatory Bowel Disease Day“ (Welt-CED-Tages). Das Behandlungsspektrum bei CED hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und es sind Medikamente mit neuen und zielgerichteten Wirkmechanismen hinzugekommen. Zugleich gibt es aber unverändert Situationen, z. B. bei Komplikationen, die bei CED eine Operation nötig machen.
Unter dem Motto „CED: Schnittstelle Darm – medikamentös behandeln oder doch eher operieren?“ liegt der Fokus des Aktionstages in diesem Jahr auf den Behandlungsmöglichkeiten und der Frage, wann welche Therapieoption am besten zum Einsatz kommt. Dabei ist der Aktionstag Auftakt einer bundesweiten Informationskampagne bis Ende des Jahres, die Menschen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Angehörige und Interessierte im Rahmen von Veranstaltungen und Aktionen zu den Krankheitsbildern und ihrer Therapie informiert.
Eine Übersicht der Aktivitäten zum Aktionstag finden Sie im Veranstaltungskalender.
Typisch CED: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kommt es zu einer chronischen, in der Regel in Schüben verlaufenden Entzündung im Verdauungstrakt. Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Fest steht jedoch, dass es unterschiedliche Faktoren gibt, die zu den Auslösern zählen, u. a. eine genetische Veranlagung, Umweltfaktoren sowie eine Barrierestörung im Darm, die zu einer Fehlleitung im Immunsystem führen.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten Formen von CED. In einigen Fällen lässt sich nicht eindeutig zwischen den Krankheitsformen unterscheiden, es handelt sich dann um eine Colitis indeterminata. Es kann bei CED auch zu Entzündungen außerhalb des Verdauungstraktes kommen (extraintestinale Manifestationen), sie können z. B. die Augen, die Haut oder die Gelenke betreffen. Neben einer Reihe von Gemeinsamkeiten weisen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auch Unterschiede auf.
- Morbus Crohn kann alle Abschnitte des Verdauungstraktes, vom Mund bis zum After, betreffen. Die Entzündung ist fleckenförmig im Magen-Darm-Trakt verteilt. Alle Schichten der Darmwand können von der Entzündung betroffen sein.
- Colitis ulcerosa betrifft in der Regel nur den Dickdarm und den Enddarm. Es kommt zu einer kontinuierlichen Entzündung, die sich ausgehend vom Enddarm im Dickdarm ausbreitet. Nur die Darmschleimhaut (Mukosa), die oberste Schicht der Darmwand, weist eine Entzündung auf.
CED: Symptome und Folgen
Die Beschwerden bei CED können unterschiedlich sein. Bauchschmerzen und Durchfälle, z. T. blutig, zählen zu den typischen Symptomen. Darüber hinaus kann es zu Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber kommen sowie zu Übelkeit und Erbrechen. Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und eine Mangelversorgung mit Nährstoffen sind ebenfalls mögliche Folgen.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind häufig mit einer wesentlichen Belastung des Alltags verbunden und können die Lebensqualität stark einschränken. Sie können psychische Auswirkungen haben und viele Lebensbereiche, etwa Beruf, Freizeit, Partnerschaft oder das Sozialleben, belasten.
Die CED-Behandlung: Therapieziel Krankheitskontrolle
Die Therapie bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa basiert vor allem auf Medikamenten. In bestimmten Situationen kann darüber hinaus die chirurgische Intervention der passende Therapieweg sein. „Eine kausale Heilung ist bei CED nicht möglich, es gibt jedoch heute ein breites Behandlungsspektrum, vor allem medikamentöser Therapien, mit dem eine Krankheitskontrolle erreicht werden kann“, erklärt Prof. Dr. med. Franz Hartmann, Stv. Vorsitzender der Gastro-Liga und Gastroenterologe im Agaplesion Medizinisches Versorgungszentrum, Frankfurt am Main.
Ziel der Therapie ist es, eine rasche Besserung der Symptome zu erreichen und anschließend die Beschwerdefreiheit zu erhalten. Auch die Entzündung – ohne Einsatz von Steroiden – vollständig zum Rückgang zu bringen zählt zu den Zielen. Die Krankheitskontrolle kann zudem zur Verhinderung von Komplikationen und Spätfolgen beitragen und vor allem für eine Verbesserung der Lebensqualität sorgen.

Neue Wirkstoffe – neue Wirkprinzipien
Zu den Wirkstoffen der konventionellen medikamentösen Therapie bei CED zählen Aminosalicylate, Kortikosteroide, Azathioprin, Mercaptopurin und Methotrexat. Sie basieren in der Regel darauf, die Reaktion des Immunsystems insgesamt zu unterdrücken und dadurch die Entzündung zum Rückgang zu bringen. TNF-alpha-Blocker aus der Gruppe der Biologika waren die erste Generation von Wirkstoffen bei CED, die auf einem spezifischeren Wirkansatz im Krankheitsprozess basieren. Seitdem hat sich das Therapiespektrum stetig erweitert und es stehen heute weitere Medikamente zur Verfügung, die auf der Hemmung proinflammatorischer Botenstoffe oder ihrer Signalwege bzw. der Einwanderung von Immunzellen in die Darmwand oder ihrer Auswanderung aus den Lymphknoten basieren.
„Mehr Medikamente bei CED bedeutet für Betroffene auch eine bessere Chance, eine wirksame Behandlung zu erhalten, doch kann es eine Herausforderung sein, im ‚Therapie-Dschungel‘ die jeweils passende Option zu finden“, betont Prof. Dr. med. Klaus Herrlinger, Gastroenterologe an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg, Hamburg. „Für die Therapiewahl spielt u. a. die Verlaufsform eine wichtige Rolle, aber auch das Vorliegen extraintestinaler Manifestationen kann für die Wahl bestimmter Substanzen sprechen.“ Weitere Aspekte bei der Therapiewahl können neben den individuellen Bedürfnissen der Patientin oder des Patienten das Nebenwirkungsprofil von Medikamenten sein oder die Wirksamkeit bisheriger Therapien.
Biologika
Bei CED kommen unterschiedliche Formen von Biologika zum Einsatz. Es gibt die Gruppe der TNF-alpha-Hemmer, die den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-alpha blocken und so den Entzündungsprozess unterbrechen. Interleukin(IL)-Hemmer binden die Botenstoffe IL -12/Il-23 bzw. nur IL-23, die auch eine wichtige Rolle im Krankheitsprozess bei CED spielen. Ebenfalls zu den Biologika zählt ein Integrin-Blocker, der das Einwandern von Entzündungszellen in die Darmwand hemmt.
Small Molecules
Zu der Gruppe der Small Molecules (kleinen Moleküle), die die medikamentöse CED-Therapie erweitert haben, gehören Januskinase(JAK)-Hemmer und Sphingosin-1-phosphat(S1P)-Rezeptor-Modulatoren. JAK-Hemmer binden an Januskinasen, bestimmte Enzyme innerhalb von Immunzellen, und unterbrechen so den Signalweg entzündungsfördernder Botenstoffe und den Krankheitsprozess. S1P-Rezeptor-Modulatoren bremsen den Austritt von Immunzellen aus den Lymphknoten und sorgen so dafür, dass weniger von ihnen in den Darm gelangen und die Entzündung vorantreiben. Im Gegensatz zu Biologika, die injiziert oder als Infusion verabreicht werden, können Small Molecules als Tabletten eingenommen werden.
CED: Chirurgische Intervention
Trotz der verbesserten Möglichkeiten einer individualisierten medikamentösen Therapie, müssen unverändert 50-80 % der Betroffenen mit Morbus Crohn im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens einmal operiert werden, 10-20 % der Patienten mit Colitis ulcerosa verlieren im Laufe ihres Lebens den Dickdarm. Eine chirurgische Intervention kann z. B. bei Komplikationen wie Stenosen, Fisteln, Abszessen oder Verklebungen von Darmabschnitten (Konglomerattumoren) indiziert sein. Auch eine fehlende oder mangelhafte Wirksamkeit der medikamentösen Intervention kann eine Operation notwendig machen. Bei Morbus Crohn zählt das chirurgische Vorgehen darüber hinaus bei einem isolierten Ileozökalbefall, also wenn nur der letzte Dünndarmabschnitt und der Beginn des Dickdarms betroffen sind, zu den Behandlungsoptionen.
„Operative Verfahren werden heute in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, was einen schonenderen Eingriff und eine geringere Belastung bedeutet“, betont Prof. Dr. med. Peter Kienle, Chirurg am Brüderklinikum Julia Lanz und Theresienkrankenhaus, Mannheim. „Eine Reihe von Operationsverfahren bei CED wurden und werden zudem weiterentwickelt, etwa bei der chirurgischen Versorgung von Fisteln oder im Bereich der robotisch assistierten Chirurgie.“ Zu den Vorteilen minimalinvasiver Operationsverfahren können eine kürzere Liegedauer, eine raschere Genesung und ein geringeres Risiko für Hernien oder Verklebungen zählen.
Jetzt informieren: Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ 2025
Mit dem Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ 2025 lädt die Gastro-Liga ab dem 19. Mai zu einer Reihe von Veranstaltungen und Aktivitäten online und vor Ort ein. Die Aufklärungskampagne gibt Gelegenheit, mehr über Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, aktuelle Therapieoptionen und darüber zu erfahren, wann welche Behandlung eingesetzt werden kann. Neben der Information bietet der Aktionstag die Möglichkeit zum Austausch und dazu, Expertinnen und Experten aus der Gastroenterologie Fragen zu chronisch entzündlichen Erkrankungen zu stellen.
Webinar zum Aktionstag am 11. Juni 2025

Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Schnittstelle Darm – Wann operieren? Wann weiter medikamentös therapieren?
Mittwoch, 11. Juni 2025, 18.00–20.00 Uhr
Live-Stream mit Chat
Programm und kostenfreie Teilnahme unter https://streamedup-events.com/ced2025
CED - Ratgeber
Viele Informationen zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa finden Sie auch in den Broschüren für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die in Zusammenarbeit mit Fachärzten von der Gastro-Liga herausgegeben werden:
Aktionstag Chronisch entzündliche Darmerkrankungen 2025
Mit freundlicher Unterstützung von
Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
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