Magen-Darm-Tag 2023

„Die Bauchspeicheldrüse – das Organ im Mittelpunkt“ lautet das Motto des Magen-Darm-Tages der Gastro-Liga am 4. November

Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Selbst ein winziges Loch lässt große Schiffe sinken.“ Im übertragenen Sinne trifft das auch auf die Bauchspeicheldrüse zu. Obwohl das in der Mitte des menschlichen Körpers gelegene Organ nur 15 bis 20 Zentimeter „klein“ ist, übernimmt es eine Vielzahl essenzieller Funktionen im Körper: Die Bauchspeicheldrüse produziert Hormone und Verdauungsenzyme, die für den Stoffwechsel und die Verdauung unverzichtbar sind.

Ist die Bauchspeicheldrüse erkrankt, kann dies zu Störungen ihrer Funktionen und zu schweren – mitunter auch lebensbedrohlichen – Erkrankungen führen. Ob Entzündungen, Zysten, Genetik oder Autoimmunerkrankungen, wichtig sind immer eine frühzeitige Diagnose und die individuelle Therapie einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung.

Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt weltweit noch immer zu den Tumoren mit der schlechtesten Prognose und in Deutschland zu den zehn häufigsten Krebsarten. Experten gehen davon aus, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs im Jahr 2030 die zweihäufigste Krebstodesursache in der westlichen Welt darstellen wird.

Die Gastro-Liga e. V. richtet am Samstag, 4. November 2023, unter dem Motto „Die Bauchspeicheldrüse – das Organ im Mittelpunkt“ den Magen-Darm-Tag 2023 aus.

Im Rahmen des aufklärenden Aktionstages werden an diesem und weiteren Terminen Betroffene, Angehörige und Interessierte bundesweit auf Veranstaltungen und mit Webinaren über das Themenspektrum Bauchspeicheldrüse informiert. Bei Telefonaktionen beantworten gastroenterologische Expertinnen und Experten Fragen zur Gesunderhaltung und Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.

Die Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse

  • ist 15 bis 20 Zentimeter groß
  • hat einen Kopf, einen Körper und einen Schwanz
  • besteht aus zwei unterschiedlichen Arten von Drüsengewebe: dem exokrinen und dem endokrinen Gewebe
  • regelt den Blutzuckerspiegel
  • hilft bei der Verdauung von Fett, Eiweiß und Zucker
  • produziert täglich bis zu 1,5 Liter Sekret mit verschiedenen Verdauungsenzymen
  • verursacht bei bösartigen und auch bei gutartigen Tumoren lange Zeit keine Symptome

Welche Funktionen übernimmt die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse, fachsprachlich auch als das Pankreas bezeichnet, erfüllt zwei lebenswichtige Hauptfunktionen: Die endokrine Funktion umfasst die Produktion von Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Die exokrine Funktion ermöglicht die Produktion von Verdauungsenzymen, die Eiweiße, Fette sowie Kohlenhydrate spalten, und über einen Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Täglich produziert die Bauchspeicheldrüse bis zu 1,5 Liter von diesem Verdauungs-Sekret. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse können sowohl die endokrine als auch die exokrine Drüsen-Funktion beeinträchtigen und unter anderem diese Symptome verursachen: Störung der Fettverdauung, Gewichtsverlust, Blähungen, Bauchschmerzen und Mangel an fettlöslichen Vitaminen.

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse: akut und chronisch

Akute und chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) sind ernsthafte Erkrankungen dieses lebenswichtigen Organs.

Die akute Pankreatitis ist eine plötzliche Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die oft durch verschiedene Faktoren ausgelöst wird. Zu diesen verursachenden Faktoren zählen:

  • Alkoholkonsum in großen Mengen
  • Gallensteine, die den Abfluss von Verdauungsenzymen blockieren
  • Infektionen oder Verletzungen des Bauchraums
  • bestimmte Medikamente oder genetische Veranlagungen

Die Symptome einer akuten Pankreatitis können sehr schwerwiegend sein, häufig sind:

  • starke, anhaltende Oberbauchschmerzen, oft gürtelförmig ausstrahlend
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Fieber und Schüttelfrost
  • Verdauungsprobleme (Blähungen, Lähmung der Darmtätigkeit)

Die Behandlung, die oftmals einen Krankenhausaufenthalt erfordert, umfasst eine intensive symptomatische Therapie und kann Folgendes umfassen:

  • Nahrungsverzicht/Nahrungsumstellung, um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten
  • Flüssigkeits- und Elektrolytersatz
  • Schmerzmanagement
  • Behandlung einer möglichen Grunderkrankung wie beispielsweise der Entfernung von Gallensteinen
  • Endoskopische und chirurgische Eingriffe in schweren Fällen

Die chronische Pankreatitis ist eine langanhaltende, schubartig verlaufende Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die im Laufe der Zeit zu Schäden und kompletten Funktionsverlust des Organs führen kann. Zu den Ursachen zählen:

  • chronischer Alkoholkonsum
  • chronischer Nikotinkonsum
  • Autoimmunerkrankungen
  • genetische Veranlagung

Die Symptome einer chronischen Pankreatitis können sein:

  • anhaltende Bauchschmerzen, die oft in den Rücken ausstrahlen
  • Übelkeit
  • Verdauungsprobleme wie Durchfall und Fettstuhl
  • Gewichtsverlust
  • eingeschränkte Produktion von Verdauungsenzymen (exokrine Funktionseinschränkung)
  • eingeschränkte Produktion von Insulin (endokrine Funktionseinschränkung)

Zudem besteht bei einer chronischen Pankreatitis eine etwas erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms.

Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung von Symptomen und die Verhinderung weiterer Schäden. Dies kann Folgendes umfassen:

  • Alkohol- und Nikotinverzicht
  • Enzymersatztherapien, um die Verdauung zu unterstützen
  • Schmerzmanagement
  • Diätetische Anpassungen
  • bei schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein

Bei beiden Entzündungsformen ist es entscheidend, medizinische Hilfe und Informationen zu suchen, da unbehandelte Entzündungen der Bauchspeicheldrüse schwerwiegende Komplikationen verursachen können.

Die rechtzeitige Diagnose und individuelle Behandlung sind entscheidend, um die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse zu schützen, die Symptome zu lindern und weitere Folge-Erkrankungen wie beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verhindern.

Genetische und autoimmune Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Erbliche Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse entstehen aufgrund von spezifischen genetischen Veränderungen wie beispielsweise bei der hereditären Pankreatitis. Bei dieser seltenen Erkrankung kommt es zu einer Zerstörung des exokrinen Pankreas, zum Auftreten eines Diabetes mellitus und zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung eines Pankreaskarzinoms. Spezifische genetische Veränderungen, insbesondere in den Exonen zwei und drei des kationischen Trypsinogen-Gens, wurden als Hochrisikofaktoren identifiziert. Diese Mutationen können den Abbau des aktivierten Verdauungsenzyms Trypsin verzögern und somit das Risiko einer Pankreatitis erhöhen. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Pankreaskarzinome bei Patienten mit hereditärer Pankreatitis. Erstgradigen Verwandten von Menschen mit dieser Erkrankung wird dringend eine genetische Beratung empfohlen.

Autoimmunpankreatitis ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem des Körpers fälschlicherweise die Bauchspeicheldrüse angreift und Zellen oder Gewebe des Organs zerstört. Eine Chronifizierung dieser autoimmunen Pankreaserkrankung, die in zwei Typen unterschieden wird, kann unbehandelt zum exokrinen und endokrinen Organversagen führen. Typische Merkmale sind ein Entzündungsinfiltrat aus Lymphozyten und Plasmazellen im Pankreasgewebe sowie eine gute Reaktion auf Steroidtherapien. Es gibt zwei Haupttypen der Autoimmunpankreatitis:

  • Autoimmunpankreatitis vom Typ 1: Diese entspricht einer pankreatischen Manifestation einer systemischen IgG4-assoziierten Erkrankung.
  • Autoimmunpankreatitis vom Typ 2: Hierbei handelt es sich um eine isolierte Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die jedoch oft mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung steht.

Die Erkennung und rechtzeitige Behandlung dieser Erkrankungen sind entscheidend für die Gesundheit der Bauchspeicheldrüse und die Lebensqualität der Betroffenen. Nur medizinische Experten können eine genaue Diagnose erstellen und geeignete Behandlungsoptionen geben. Erste Informationen und Expertentipps können auch im Rahmen des Magen-Darm-Tages 2023 der Gastro-Liga eingeholt werden.

Zystische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Zystische Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind vielfältige Störungen, bei denen flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, sogenannte Zysten, in der Bauchspeicheldrüse auftreten können. Mit dem zunehmenden Einsatz der modernen Bildgebung bei gastroenerologischen Untersuchungenwerden diese zystischen Erkrankungen immer häufiger diagnostiziert. Es gibt verschiedene Arten von zystischen Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, darunter intraduktal papillär muzinöse Neoplasien (IPMN) und seröse zystische Neoplasien (SCN). Einige der zystischen Erkrankungen sind gutartig, während andere Vorstufen von Krebs sein können. Für die weitere individuelle Behandlungsstrategie ist entscheidend, ob es sich um gutartige oder bösartige Zysten – und somit um eine Krebs-Vorstufe – handelt. Es ist wichtig zu beachten, dass Zysten in der Bauchspeicheldrüse auch als Komplikationen von Bauchspeicheldrüsenentzündungen auftreten können. In solchen Fällen kann eine endoskopische Drainage von Zystenflüssigkeit notwendig sein, um den Druck zu reduzieren und die damit verbundenen Symptome zu lindern.

Bauchspeicheldrüsenkrebs – kaum spezifische Frühsymptome

Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt weltweit noch immer zu den Tumoren mit der schlechtesten Prognose und in Deutschland zu den zehn häufigsten Krebsarten. Experten gehen davon aus, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs im Jahr 2030 die zweihäufigste Krebstodesursache in der westlichen Welt darstellen wird. Die Herausforderung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs liegt darin, dass es kaum spezifische Frühsymptome gibt und effektive Früherkennungsmaßnahmen fehlen. Dies führt dazu, dass der Tumor bei den meisten Patienten erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Viele Betroffene berichten von dumpfen Bauch- oder Rückenschmerzen sowie unerklärlichem Gewichtsverlust. Manchmal verursacht der Tumor einen Verschluss des Gallengangs und eine Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute (Ikterus), was zur Diagnose des Pankreaskarzinoms führen kann. Die späte Diagnose ist ein Hauptgrund dafür, dass die Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs so düster ist. Statistisch gesehen versterben die meisten Patienten im Jahr ihrer Diagnose an dieser Erkrankung. Dennoch gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und personalisierte Therapieansätze, die je nach Stadium und Lage des Tumors angewendet werden. Und wie bei allen Tumor-Erkrankungen, die zu etwa 40 Prozent durch präventives Verhalten beeinflusst und wahrscheinlich vermieden werden können, ist auch die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs in vielen Fällen vermeidbar. Gut für die Gesunderhaltung der Bauchspeicheldrüse – und für den gesamten Körper – ist es, Übergewicht abzubauen, den Konsum von Nikotin und Alkohol einzuschränken sowie ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs richtet sich nach dem Stadium und der Lage des Tumors. Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören chirurgische Eingriffe, Strahlentherapie und Chemotherapie oder eine Kombination dieser Therapien. Eine Operation zur Entfernung des Tumors ist nur möglich, wenn der Tumor sich noch nicht auf andere Organe ausgebreitet hat und vollständig entfernt werden kann. Allerdings ist dies oft schwierig, daher wird eine Chemotherapie häufig nach der Operation eingesetzt, um das Risiko eines Rückfalls zu reduzieren. In fortgeschrittenen Stadien ist in der Regel eine Chemotherapie die Hauptbehandlungsoption. Es gibt auch erste "personalisierte" Therapieansätze für kleine Gruppen von Patienten, jedoch sind diese im Vergleich zu anderen Krebsarten noch begrenzt in ihrer Wirksamkeit.

Die Gastro-Liga stellt die Bauchspeicheldrüse in den Fokus des diesjährigen Magen-Darm-Tages, um mit verlässlichen und allgemein verständlichen Informationen die Bevölkerung über Funktionsweise, Gesundheit und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse aufzuklären und für die Früherkennung von Pankreas-Erkrankungen zu sensibilisieren.

Zentralveranstaltung am 11. Dezember 2023

Webinar "Die Bauchspeicheldrüse – das Organ im Mittelpunkt. Neues zur Behandlung von Entzündungen und Tumoren"

LIVE-Stream mit LIVE-Chat am 11.12.2023, 18:00 - 20:00 Uhr

Teilnehmen unter https://streamedup-events.com/mdt2023/

Alle Informationen zu den lokalen Veranstaltungen, den Webinaren und den Telefon-Hotlines finden Sie hier.

Viele Informationen zu Funktionen und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse finden Sie auch in den Broschüren für Patienten, die in Zusammenarbeit mit Fachärzten von der Gastro-Liga herausgegeben werden: https://www.gastro-liga.de/ratgeber/ratgeber-bauchspeicheldruese/:

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Mit freundlicher Unterstützung von
 

  • Mylan Germany GmbH (A Viatris Company)

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Kontakt

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.

Friedrich-List-Straße 13
D-35398 Gießen

Telefon: +49 (0)641 97 48-10
Telefax: +49 (0)641 97 48-118
E-Mail: geschaeftsstelle(at)gastro-liga.de

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